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Übernachten im Freien (in den Bergen)

Vorwort:
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Das Thema "Übernachten im Freien" im alpinen Gelände ist leider ebenso komplex wie umstritten.

Komplex deswegen, weil es jeder Staat anders regelt und innerhalb eines Staates auch jedes Bundesland anders regelt, bzw. regeln kann.

Umstritten, weil hier verschiedenste Interessen aufeinander prallen:
- Die des Staates: Der will natürlich verhindern, dass seine Bürger dauerhaft kostenlos draußen wohnen, das bringt keine Steuereinnahmen. Offiziell wird das selbstverständlich anders und sehr drastisch formuliert.
- Die der Naturschützer: Die scheren gerne alle über einen Kamm und behaupten, jeder würde z.B. Müll hinterlassen, Flora und Fauna zerstören, usw. Wohlgemerkt: Ich bin nicht gegen Umweltschutz, ich mag nur die fanatische Auslegung nicht. Ich verhalte mich draußen stets umsichtig, und wenn das jeder so machen würde, gäbe es keine Probleme.
- Die der Hüttenbetreiber: Es dürfte klar sein, dass sie es lieber sehen, wenn man in der Hütte übernachtet und dort auch etwas konsumiert. Sie sind darauf angewiesen, sonst muss die Hütte irgendwann schließen. Und das wäre in der Tat sehr schade, denn als Refugium oder zur Versorgung unterwegs sind sie meines Ermessens sehr wichtig. Daher kehre ich gelegentlich ein und bin DAV-Mitglied, auch davon profitieren die Hütten.
- Die der Personen, die die Freiheit lieben und draußen übernachten wollen. Wohlgemerkt, die Rede ist hier nicht vom dauerhaften Campen, sondern eine Übernachtung während einer langen Tour, die dann am nächsten Tag fortgesetzt wird.
- Es gibt sicher noch andere Interessensgruppen, aber das soll an dieser Stelle erstmal genügen.

Leider gibt es immer wieder schwarze Schafe, die sich benehmen wie die Axt im Wald und daher kann ich sogar verstehen, dass wir entsprechend strenge Regelungen haben. Ob das der richtige Weg ist, bezweifle ich allerdings und verweise an dieser Stelle auf die skandinavischen Länder, da ist das deutlich lockerer. Jetzt mag möglicherweise das Argument kommen, dass die Bevölkerungsdichte dort viel geringer ist; das stimmt zwar, aber Schaden an der Natur könnten die Menschen dort genauso machen...


Rechtliche Lage in Deutschland:
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Ich mache es kurz, das Übernachten mit Zelt ist überall verboten. Entweder, weil es Gesetze direkt regeln (z.B. Waldgesetze) oder man zunächst die Genehmigung des Grundstückeigentümers einholen müsste. Ich für meine Teil habe allerdings keine Standleitung zum Katasteramt und weiß daher auch nur in den seltensten Fällen, auf wessen Grundstück ich mich gerade befinde.

Das Übernachten ohne Zelt ("biwakieren") ist allerdings nicht ausdrücklich verboten (allerdings auch nicht erlaubt) und ist damit eine rechtliche Grauzone. Ausnahme: In Naturschutzgebieten (o.ä.) ist das Lagern oder Übernachten meistens streng verboten und mit hohen Strafen belegt.

Außerhalb von Schutzgebieten wird das Biwakieren in der Regel "geduldet". Vom DAV gibt es dazu die folgende Info: 






Quelle: http://www.alpenverein.de/chameleon/public/16779/zelten_und_biwakieren_in_den_bergen_16779.pdf

Sofern man sich verantwortungsbewusst verhält (unauffällig, ruhig, kein Feuer, Vegetation nicht unnötig schädigen, keinen Müll hinterlassen, allein - also nicht in Gruppen), gibt es speziell oberhalb der Baumgrenze meinen Erfahrungen nach wenig Probleme.
(Stand 2019)


Update 2021:
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Unter anderem durch die Pandemie und die damit verbundenen Auswüchse (Wildcampen, Wildparken, beinahe schon übertriebener Naturschutz, usw.) hat sich die Situation meines Ermessens mittlerweile verschärft. Die aktuelle Lage würde ich wie folgt zusammenfassen: Sobald man draußen geplant übernachtet (ob nun mit Zelt oder ohne), kann das evtl. unangenehme Folgen haben. Nur eine ungeplante Notübernachtung wird noch geduldet.





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