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Meine Schuhe

Häufig werde ich in den Kommentaren zu meinen Videos gefragt, welche Schuhe ich verwende, bzw. welche Schuhe man für Bergtouren (oder zum Wandern) nehmen sollte. Aus diesem Grund widme ich dem Thema diese Seite auf meiner Homepage.

⚠️ Achtung: Was jetzt kommt, entspricht - zumindest in Teilen - ganz sicher nicht der Lehrmeinung! Ich habe meine Wahl aufgrund praktischer Erfahrungen getroffen, es ist für mich persönlich die optimale Lösung, das muss aber nicht auf euch zutreffen!

Halbschuhe oder Stiefel?
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Vor einer Tour treffe ich zunächst die Entscheidung, ob ich Stiefel oder Halbschuhe anziehen sollte. Was genau ich mit "Stiefel" und "Halbschuhen" meine, steht etwas weiter unten.

A) Beim Wandern in einfachem Gelände geht natürlich beides. - Wenn es viel querfeldein oder durch Schotterfelder geht, wenn Schnee liegt oder wenn es nass ist, bevorzuge ich Stiefel.
- Bei sehr weiten Wanderungen (z.B. 30km oder mehr) sind Halbschuhe in der Regel sinnvoller, weil sie leichter und meist bequemer sind und man daher nicht so schnell ermüdet.

B) Sobald Klettern ins Spiel kommt, gehe ich bei der Wahl anders vor.
- Bei Schnee oder Eis nehme ich Stiefel, schon allein, weil man Grödeln und Steigeisen da besser befestigen kann. Außerdem hasse ich Schnee im Schuh 😁 !
- Bei Kletterrouten ab dem dritten Schwierigkeitsgrad (UIAA III) packe ich meistens Kletterschuhe in den Rucksack, um ggfs. darauf wechseln zu können. Das bedeutet allerdings, dass die Schuhe, die ich gerade anhabe, im Rucksack verstaut werden müssen! Stiefel nehmen da zu viel Platz weg, sodass ich dann Halbschuhe verwende.
- Bei einfacheren Kletterrouten geht beides. Je unwegsamer das Gelände ist, umso eher entscheide ich mich für Stiefel.

Welche Halbschuhe kann man verwenden? =================================
Für einfache Wanderungen verwende ich meistens ein Paar Trailrunner (derzeit habe ich den Salomon X-Ultra GTX), wenn Kletterei dabei ist, dann ist ein Zustiegsschuh besser (mein aktueller Schuh: Salewa Wildfire GTX).

⚠️ Ich habe die Marken und das Modell bewusst genannt, damit ihr nachsehen könnte, welche Art von Schuhen ich trage. Auch wenn ich mit beiden Schuhen hochzufrieden bin, soll das keine Werbung dafür sein.
Welche Stiefel sollte man nehmen?
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Jetzt wird es etwas schwieriger, weil Wander-/Trekking-/Bergstiefel in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, für die sie entwickelt wurden:

Kategorie A – Leichte Wanderschuhe Kategorie A/B – Hohe Wanderschuhe Kategorie B – Trekkingstiefel Kategorie B/C – Schwere Wanderschuhe Kategorie C – Bergstiefel Kategorie D – Expeditionsstiefel

Generell kann man sagen, dass die Schuhe mit steigender Kategorie immer steifer, dicker und schwerer werden. Ein Kategorie D Stiefel ist z.B. so steif, dass man ihn problemlos zum Eislaufen verwenden könnte 😉 . Demzufolge spürt man in so einem Schuh aber kaum, worauf man läuft oder ob der Schuh auf dem Untergrund hält (Haftung/Reibung) - die Rückmeldung ist sehr gering.

Kategorie A ist - etwas übertrieben dargestellt - dagegen so dünn, weich und leicht, dass man im Prinzip auch mit Chucks gehen könnte 😁 .

Die Wahrheit liegt also irgendwo dazwischen. Mir persönlich ist auch ein Kategorie C Stiefel noch zu schwer und zu steif, allerdings benötigt man die Steifheit mehr oder weniger zwingend, wenn man mit Steigeisen längere oder schwere Gletscher überqueren will. Bei mir sind Gletscherüberquerungen allerdings die Ausnahme und meistens sehr kurz. Daher verwende ich als Bergschuh einen weicheren Stiefel der Kategorie B (Lehrmeinung ist das aber nicht!), weil ich speziell beim Klettern unbedingt eine Rückmeldung haben möchte ("rutscht das oder hält das?"). Dennoch muss die Sohle stabil genug sein, um zumindest für kurze Gletscherstücke mit Steigeisen gehen zu können, bzw. um feine Felsstrukturen antreten zu können, ohne dass die Sohle sich an der Außenkante einfach durchbiegt und wegrutscht. Das Kunststück besteht nur darin, diese "eierlegende Wollmilchsau" zu finden. ☝️ Außerdem muss der Schuh natürlich bequem sein und darf nicht reiben, sodass man lange Strecken zurücklegen kann. Mein Erfahrungswert: Wenn man 15km wandern kann, ohne anschließend den Hauch einer Druckstelle, aufgeriebenen Stelle oder gar Blase am Fuß zu haben, dann ist der Schuh richtig. Leider kann man das im Laden nicht testen. Deswegen kaufe ich einen Schuh nicht, wenn er im Laden auch nur das geringste Bisschen drückt, egal wo. Dabei darf man sich keinesfalls von toller Optik oder ähnlichem blenden lassen ("aber der ist doch so schön, den nehme ich trotzdem!" - no, niemals!). Dieses "Rezept" funktioniert halbwegs gut.

Welche Stiefel habe ich?
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Durch einen Zufall fand ich im April 2015 bei Decathlon ein paar einfache Trekkingschuhe (Kategorie B), die "Tecnica Starcross IV"; aktuell gibt es nur noch den Nachfolger, ob der genauso gut ist, weiß ich allerdings nicht. Sie haben knapp 100 Euro gekostet und waren ein absoluter Glücksgriff, von Anfang an haben sie gepasst wie angegossen, sie waren super zum Wandern (50km ohne wundgeriebene Stellen oder Blasen, für mich ein sehr wichtiges Kriterium), aber auch zum Klettern.

Die Sohle ist eher weich und sehr griffig (Vibram), der Rand des Schuhs ist senkrecht aus einem Stück geschnitten (nicht ausgefranst, keine Gummizacken nach außen) und recht stabil, sodass man auch gut auf relativ kleinen Leisten stehen kann, was beim Klettern ein Riesenvorteil ist. Außerdem ist die Schuhspitze durch einen hochgezogenen Gummi noch einmal gut geschützt.

Der Schuh ist einwandfrei verarbeitet und und absolut wasserdicht (Goretex). Die Sohle (Vibram) habe ich nach 2 Jahren beim Schuster neu machen lassen, weil sie wegen der vielen Kilometer schon recht glatt war. Für 50 Euro erhielt ich eine neue Vibram-Sohle. Diese ist nach 3 weiteren Jahren auch schon arg mitgenommen, aber da das Obermaterial mittlerweile auch schon ziemlich gelitten hat, lasse ich sie nicht noch einmal neu besohlen.

Nach 5 Jahren wurden die Schuhe dann undicht, teilweise von der Sohle, aber vor allem wegen leichten Rissen/Löchern im Obermaterial. Diese Stellen habe ich mit flüssigem Latex abgedichtet, er ist seitdem wieder 100%ig dicht!
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes (Juni 2020) ist der Schuh immer noch in Ordnung. Es ist allerdings abzusehen, dass es in wahrscheinlich 1-2 Jahren "zuende" geht. Aus diesem Grund habe ich mir schon vor einiger Zeit ein zweites Paar gekauft, das steht noch niegelnagelneu im Schrank 🙂 .

Kleiner Wermutstropfen: Da die Sohle eher weich ist, eignet sich der Schuh eigentlich nicht für Steigeisen, außerdem hat er nicht die Form für einen Kipphebelverschluss. Aus diesem Grund habe ich Steigeisen mit einer Universalbindung, für kurze und leichte Gletscherstücke funktioniert das selbst mit diesem Schuh ziemlich gut.


3 Kommentare:

  1. Danke, das ist eine super Übersicht und Einordnung der verschiedenen Typen!

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    1. Gern geschehen und vielen Dank für die Rückmeldung! :-)

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  2. Super Erklärung. Den Link werde ich in meiner Klettergruppe posten.

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Vielen Dank für den Kommentar! :-)