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Klettersteig-Set: Die Qual der Wahl


Man könnte meinen, Klettersteig-Set ist Klettersteig-Set, aber dem ist nicht so. In Sachen Sicherheit muss man sich zwar keine Gedanken machen, weil die bei uns erhältlichen Modelle entsprechende Normen erfüllen (müssen). Die Unterschiede liegen eher in den Details, die jedoch für manche Anwender entscheidend sein können.

Gewicht und Packmaß:
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Es gibt Klettersteig-Sets, die wiegen über 500 Gramm (diese haben i.d.R. auch mehr Platzbedarf), andere dagegen nur rund 300 Gramm. Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass man möglichst leicht auf Tour gehen sollte, denn warum sollte man unnötiges Gewicht mit auf den Berg schleppen? Natürlich ist Gewicht nicht das alleinige Kriterium, denn wenn z.B. bei einem Ultraleicht-Set die Bedienung äußerst umständlich wäre, macht es wahrscheinlich mehr Sinn, auf ein schwereres Set mit guter Bedienung zurückzugreifen.


Unterschliedlich lange Lastarme:
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Manche Klettersteig-Sets haben unterschiedlich lange Arme - wozu auch immer das gut sein soll. Möglicherweise soll das verhindern, dass sich die eingeklinkten Arme beim Nachziehen am Stahlseil ineinander verhaken/verkanten und damit blockieren. Meiner Erfahrung nach bringt es diesbezüglich allerdings nichts.

Insofern sind die unterschiedlichen Längen eher hinderlich. Man stelle sich dazu folgende Situation vor: Ein Kletterer steht noch eine Armlänge entfernt unterhalb der nächsten Stahlseil-Verankerung und möchte bereits hier umklinken, weil er weiter oben nur einen sehr schlechten Stand hätte. Er ist schon etwas entkräftet, deswegen will er sich baldmöglichst ins Klettersteig-Set hineinsetzen und Pause machen, es muss also flott gehen. Er greift schnell nach unten, öffnet einen der Karabiner, führt ihn nach oben und stellt dann fest, dass es der kürzere Arm war, der nicht bis hinter die Verankerung reicht. Mit anderen Worten: Er muss den Karabiner wieder unten einklinken und dann den anderen Karabiner nehmen... davon abgesehen, dass es nervig ist, dauernd auf das richtige Ende zu achten, kann es in diesem Fall sogar gefährlich sein, weil es zusätzliche Zeit kostet und der Kletterer das aufgrund der erwähnten Entkräftung vielleicht nicht mehr schafft.

Deswegen halte ich persönlich davon nicht besonders viel.


Elastische Lastarme:
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Es gibt Lastarme mit einer Art Gummizug (=elastisch) und ohne (=statisch). Elastische Arme haben den Vorteil, dass die Karabiner beim Nachziehen am Stahlseil nicht ganz so weit nach unten rutschen. Dadurch muss man beim Umklinken nicht so weit nach unten greifen, um die Karabiner zu erreichen.

Zwar kann man einen Klettersteig auch so gehen, dass die Hand am Stahlseil immer unter den Karabinern bleibt und diese beim Hochgreifen mit nach oben schiebt, allerdings finde ich das äußerst unpraktisch. Denn je Schwierigkeit nach Seilführung muss man öfter die Seilhand wechseln oder möchte lieber an den Fels greifen und dann rutschen die Karabiner ohnehin wieder hinunter.

Ich finde elastische Arme besser.




Karabiner Sicherheitsmechanismen:
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Folgende zwei Karabinerarten gibt es:


A)



Der Schnapper (2.) öffnet sich erst, wenn man mit dem Handballen den Sicherheitsmechanismus (1.) gedrückt hat. Dadurch wird verhindert, dass sich der Schnapper beim Klettern unbeabsichtigt öffnen kann, z.B. wenn er auf einer Felskante anliegt.




B)



Der Schnapper (2.) öffnet sich erst, wenn man ihn zunächst nach unten drückt (1.).




Meine persönliche Meinung:

Ich war lange Zeit unentschlossen und habe deswegen bei den letzten Klettersteigtouren verschiedene Sets verwendet, um genau vergleichen zu können. Für mich steht jetzt eindeutig fest, dass Typ B) deutlich schlechter ist! Warum? 

1. Bei Typ B) muss man den Schnapper mit den Fingern nach unten ziehen und halten, während man das Stahlseil einklinkt. Dabei reiben die Finger fast jedesmal am Seil, was auf Dauer durchaus schmerzhaft sein kann (wenn man nicht gerade Vollfingerhandschuhe hat), bzw. zu Schürfwunden führt.

2. Mit Typ B) kann man bei weitem nicht so schnell klinken, weil die Öffnung durch die Finger verengt wird, man muss also genau zielen, um das Stahlseil in den Karabiner zu bekommen. Das mag sich vielleicht übertrieben und total easy anhören, ist es aber absolut nicht, wenn man gerade in einem schweren Stück hängt und eigentlich beide Hände am Seil oder Fels lassen will, um sich halten zu können. In solchen Situationen fallen präzise und feine Bewegungen meisten auch sehr schwer. Ein einfaches und schnelles Klinken kann da Gold wert sein!

3. Bei Typ A) genügt ein Druck mit dem Handballen auf den Sicherheitsmechanismus, dann den Schnapper einfach auf das Stahlseil "schlagen", dadurch öffnet sich dieser und das Seil rutscht in den Karabiner. Es ist somit kein Finger vorne Richtung Seil notwendig, außerdem kann man auf diese Weise sehr schnell klinken.

Deswegen bevorzuge ich eindeutig Typ A).



Karabiner-Form:
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In den beiden Bilder oben sieht man gleichzeitig auch verschiedene Karabinerformen, Typ A) ist eher abgerundet, Typ B) ist wie eine flache Scheibe, nur der Schnapper selbst ist rund.

Die runde Form von Typ A) neigt normalerweise weniger zum Verkanten/Verklemmen (=Blockieren), ist dafür allerdings auch schwerer. 

Ich bevorzuge Typ A), weil das Verklemmen an schweren Stellen extrem nervtötend oder sogar gefährlich sein kann.



Meine Klettersteig-Sets:
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Ohne Werbung dafür machen zu wollen, nenne ich euch nachfolgend meine aktuellen Klettersteig-Sets:

- Kong K.K.L (schon etwas älter und recht schwer)
- Edelrid Cable Ultralite Version 2.1 (sehr leicht, aber leider keine elastischen Arme, nicht empfehlenswert)
- Edelrid Cable Kit Lite 5.0 (Katharina)
- "Marke Eigenbau", mit Karabiner, Bandschlingen und Falldämpfer. Nur ein Arm (=beim Umklinken ungesichert!!!) - aber sehr leicht. Möchte ich aber keinesfalls empfehlen!
- Petzl Scorpio Eashook - der Mercedes unter den Klettersteig-Sets. Etwas schwerer, aber für lange Klettersteige sehr zu empfehlen.

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